Sonntag, 5. Juni 2011

Der Öki und sein Glück in Ermont

Jeder von uns FÖJlern hat die Chance mindestens einmal während des freiwilligen Jahres richtig happy zu sein und wenn es nur an der Bezeichnung des Austausches „Ökiglück-Tauschrausch“ liegt, auf den ich anspiele. Dieser bietet nämlich die Möglichkeit eine Woche lang die Einsatzstelle eines anderen FÖJlers zu besuchen und dort bei der Arbeit mitzuhelfen. Im Austausch kommt dieser FÖJler zu einem späteren Zeitpunkt üfr eine Woche zur eigenen Einsatzstelle. Das System ist, denke ich, einfach zu verstehen, ebenso wie die Tatsache, dass ich auf mein so quasi vorgefertigtes Glück nicht verzichten wollte. Wie vorher bereits angekündigt habe ich deshalb Mitte April eine Woche beim Maison des Jeunes et de la Culture, der Einsatzstelle von Vanessa (kleine Erinnerung: blog ist in der Liste rechts zu finden) in Ermont, 20 Kilometer von Paris entfernt, verbracht. Da zu der Zeit in Frankreich gerade die Vacances de Pâques (Osterferien) herrschten, haben wir eine Woche lang eine Art Ferienprogramm für neun Kinder auf die Beine gestellt. Nennen wir es einfach wie auf französisch ein stage. 
Vor dem stage gab es für mich aber erst ein Bisschen von Paris zu sehen. „Ein Bisschen“ ist 
eigentlich ein bisschen untertrieben. Aus einem chilligen Afro Beat Music-Abend mit Christo, einem togolesischen Mitarbeiter des MJC im behaglichen Satelit Cafe und anschließendem Discoabend in selbiger Location wurde nämlich dank der ab 2 Uhr nachts geschlossenen Metroschächte eine unfreiwillige nuit blanche. Sprich: Vanessa und ich sind stundenlang bei Nacht durch Paris gerannt, immer auf der Suche nach der nächsten Ausruhgelegenheit, die nicht in wenigen Minuten schließen oder uns gleich wieder rausschmeißen würde. In der Nobelkneipe „La Bastille“ haben wir es ganze 55 Minuten geschafft unentdeckt zu bleiben und teilweise sogar ein wenig zu schlafen, alles ohne etwas gekauft zu haben. Schaut euch den Preis für ein einfaches Glas Wasser (Evian) an, ihr werdet schnell verstehen, warum das eine beachtliche Leistung ist. An die gemütlichen Ledersitze, die Nacht als Ganze und eine fiebrige Suche nach einem Haarband werde ich mich wohl noch lange erinnern und um halb sechs morgens fuhr zum Glück der erste Zug vom Gare du Nord nach Ermont, wo Vanessa und ich nur noch halb tot ins Bett fielen.

Und dann ging das stage los. Fünf Tage lang neun kleine Kinder zu beschäftigen ist nicht einfach und schon gingen die Zankereien los. Am ersten Tag halfen wir Vanessa bei der Arbeit in ihrem Garten, rupften Unkräuter raus, steckten Zwiebeln in die Erde, pflanzten Flieder um und, was eigentlich nicht geplant war, fingen an uns mit Erde zu beschmeißen. Für allzu viel Blödsinn hatten die Kinder zum Glück keine Zeit, denn die drei Stunden, die wir täglich mit ihnen verbrachten, waren meist relativ schnell um. Um Vanessa und mich als Betreuer ordentlich zu schaffen reichte es trotzdem und schon hatte ein Kind Sand im Auge und ein Gebissabdruck zierte den Arm eines anderen. Der Rest des stages deshalb lieber im Schnelldurchlauf:
Dienstag ging es mit einer Gruppe des Centre de Loisirs und unseren neun Kiddies in den Wald um anhand kleiner Spiele Bäume, Pflanzen und Insekten besser kennenzulernen. Mittwoch und Donnerstag standen unter den Aspekten Ecoconstruction und Musique Verte, was wir auch oft beim Loubatas mit den Sejourkindern machen. Bei der Ecoconstruction war es unser Ziel ein Vögelhäuschen mit ökologischen Mauern (Holzgerüst, Lavendelheu als Isolation und ein Mörtel aus Sand, Erde, Lavendelheu und Kalk) zu bauen; während des Musique Verte-Ateliers stellten die Kinder Musikinstrumente aus kleinen Bambusstücken her. Mit einem Krötensound-immitierenden Bambusstab in der Hand verschwand schließlich jedes Kind nach Hause. Vanessa hatte zudem noch mit einigen Kindern ein wenig Löwenzahngelee gekocht, das nach energischer Beobachtung und einem erneuten Aufkochen schließlich die richtige Konsistenz annahm. Und ehe Vanessa und ich uns versahen hatten wir mit Freitag auch schon den letzten Tag des stages erreicht. Noch schnell ein paar letzte Schliffe für das Vogelhäuschen und die Instrumente und schließlich musste ich auch schon aufbrechen. Dass ich die Kinder trotz der Strapazen, die sie uns mitunter bereitet hatten, doch sehr lieb gewonnen hatte merkte ich am Bahnhof, wohin sie und Vanessa mich noch hinbegleiteten. Schön zu sehen war auch, dass es ihnen genauso erging und so gab es eine bisou-Runde mit neun kleinen traurigen Gesichtern und ein anschließendes Grimassenfoto, das die Laune der Kinder zum Glück wieder etwas steigen lies. 
Damit hatte ich mich zuletzt erfolgreich aus dem Staub gemacht und die arme Vanessa mit der Rasselbande für die letzten beiden Stunden und ein mitunter etwas chaotisches Picknick in ihrem Garten alleine gelassen. Wir waren anschließend gleichermaßen froh uns während des Wochenendes in kinderfreier Zone in Marseille (dahin fuhr Vanessa wenige Stunden nach mir dann nämlich auch) ein wenig ausruhen zu können.

Dann dauerte es fast einen Monat bis mich meine Reise erneut nach Ermont führte. Zwei Wochenenden bei Vanessa umrundeten Knappe fünf Ferientage in Deutschland, während denen ich mich mit Regen, Bürokratie und unzähligen schwarz-gelben Fans am Dortmunder Bahnhof rumschlagen musste. Bleiben wir mit der Berichterstattung also lieber im warmen Paris.Während des ersten Wochenendes schaute ich kurz in Ermont vorbei um unter anderem an einem kleinen diabetischen Kochatelier teilzunehmen, für das sich Vanessa ein tolles Menü mit Salat, gefüllten überbackenen – um nicht zu sagen geilen Nudelröllchen und Quark mit garteneigenen Erdbeeren überlegt hatte. Zusätzlich gab es noch ein kleines Atelier Jardinage in Vanessas Garten, sodass nun jeder Hobbygärtner in Ermont über Alternativen zu gefährlichen Pestiziden Bescheid weiß und wenigstens einmal die Larven in Vanessas Insektenhotel gesehen hat.

Am 21. Mai war schließlich der große Tag des Fête du Developement Durable in Ermont gekommen, wo wir (damit meine ich das Team vom MJC und ich) einen kleinen Stand für die Präsentation der stage-Ergebnisse und des MJC en général gehalten haben. Ihr werdet es mir verzeihen, dass ich den Tag nicht in allen Einzelheiten schildere. Die besten Erinnerung sind auf jeden Fall ein aus Holz gebautes Kinderkarussell, das von wipp-begeisterten Eltern betrieben wurde, während der Erfinder die kreiselnden Kinder mit sanfter Musik auf dem Klavier begleitete, und die Gemüsepfanne von Vanessas Mutter, die uns nach dem langen Tag erwartete – danke Frauke!
Und damit war das quasi schon in die Länge gezogene Ökiglück nun doch endgültig vorbei und nach einem Drei ???-Abend ging es für mich am nächsten Tag wieder gen Süden Richtung Loubatas. Richtung Süden gen Loubatas? Ach, wie ihr wollt. 

Mittwoch, 4. Mai 2011

”Schuhe ausziehen, Herr Feuerwehrmann!”

Hallo liebe Leute! Der letzte Bericht ist wieder eine Weile her und wie zu Hause in Deutschland hat sich auch hier in Frankreich ein bisschen was verändert, vor allem was neue Zuläufe in der Loubatas-Equipe angeht. Da ist einmal Mélanie, die in wenigen Wochen die schwangere Adèle als Animateurin ablösen wird. Der zweite Zulauf heißt Mathieu, ist 31 Jahre alt und kommt aus der Bretagne beziehungsweise gerade nach zwei Jahren Studium aus Irland zurück. Er ist seit Ende März der nächste Loubatas stagiaire und damit mein neuer Mitbewohner im Appartement. Ein super netter Kerl mit dem es immer irgendetwas zu quatschen gibt. Dank ihm komme ich mehr und mehr auf den Geschmack von keltisch-bretonischer Musik, mitunter sehr empfehlenswert! Wir beide werden seit neuem von den Sejourkindern ständing für Surfer gehalten – muss wohl an den Haaren liegen…
Thema sejours: da gab es Ende März eine super Klasse mit motivierten Kindern (8 Jahre alt) und sympathischen Lehrerinnen. Der Aufenthalt wurde am 1. April passend mit einem poisson d’avril beendet und nach einer Stunde hatten schließlich alle Eltern ihre Kinder im Wald wieder aufgegabelt. Behalten wir danach im Kopf, dass Eltern bei Gelegenheit noch mehr nörgeln können als ihre Kinder.
Nach Adam Rieses Theorie der sukzessiven Loubatasklassenfrequentierung folgte nach dieser Woche natürlich prompt das genaue Gegenstück. Die Lehrerin kam schon mit trichterförmigen Augenbrauen und Merkelmund zur Tür herein und bekrittelte bei der Abreise zwei Tage später jedes kleinste Detail. Quelle conasse! Die letzte Gruppe war wieder relativ angenehm, nicht zuletzt, weil unsere Saison der soirées pizzas wieder begonnen hat. 
Pro Gruppe schmeiße ich nun einmal unseren schönen Holzofen an und dann gibt es Pizza en masse! Das Foto stammt noch aus den Wochen vor der Zeitumstellung, inzwischen futtern wir bei Tageslicht.
Was’n sonst noch passiert? An alle Politikinteressierten: Die zweite Runde der Kantonalwahlen, also die Stichwahl zwischen der Partie Socialiste und der rechtsradikalen Front National ist durch. Die FN hat es in einigen wenigen Kantonen sogar geschafft..
quoi the fuck?
Im März hat die commission de securite bei uns vorbeigeschaut.
16 Leute und zwei Tische bringen mein Appartment wirklich zum überlaufen. Tant pis, der letzte guard forestier musste leider stehen – upsi. Geleitet wurde das Ganze von einem Feuerwehrhauptmann, der knapp einen Kopf größer und mindestens doppelt so breit war wie ich, vom tiefen Marseiller Akzent ganz zu schweigen. Und was macht unsere Sejourkoordinatorin Delphine? Bevor die Komission die Treppen zu den Zimmern hochsteigt stellt sie sich vor den Hauptmann mit der Aufforderung die Schuhe auszuziehen (Regel beim Loubatas). Nach einem Blick als ob er Delphine verspeisen wolle ließ sich der im Grunde doch sehr nette Feuerwehrmann erweichen und führte die Inspektion ohne seine Quadratlatschen weiter.
Mit der Vélorution bot sich am 31. M
ärz wieder eine Aktion für das green movement, die sich Yannick Erard, mein Chef und ich nicht entgehen lassen wollten. Mit Discomusik auf dem Fahrrad durch Aix-en-Provence zu fahren um Leute für Stahlrösser zu begeistern ist einfach: geil! Und man schafft es in die Zeitung!

Zum green movement trug auch der Ökotag von Tobi in Marseille bei. Als sein persöhnliches FÖJ-Projekt organisierte er einen Vormittag mit Spiel und Info zum Umweltschutz bei der Einsatzstelle von Amelie, dem am Nachmittag eine Strandreinigungsaktion mit der Surfrider Foundation folgte. Fazit: Ein super Tag mit 30 internationalen Freiwilligen, an dem es so einiges zu lernen gab. Hättet ihr gewusst, dass es auf der Welt Strände gibt, die zu mehr als 30 Prozent aus Plastik bestehen? Großes Lob an Tobi für die Organisation!
Bleibt noch ein Tanzabend im Nachbarort Meyrargues, bei dem es Mathieu und ich nicht länger als 45 Minuten ausgehalten haben.
Dafür haben wir uns vor kurzem auf unserer Terrasse breitgemacht und in finsterer Nacht das Blair Witch Project an die Appartmentwand projeziert. Das macht doch gleich viel mehr Spaß! Schön, dass der Loubatas mitten im Wald liegt…
Bleibt zu aller Letzt noch das kleine Mädchen zu erwähnen, das mich beim Blogartikelschreiben im TGV mehr oder weniger subtil beobachtet hat. Noch subtiler habe ich das Foto geschossen. Wieso TGV? Weil ich den Gro
ßteil des Textes im TGV nach Paris und auf dem Weg zu Vanessa geschrieben habe. Was dort passiert ist kommt im nächsten Artikel.

Montag, 21. März 2011

"Ça y est, la mayonnaise commence a prendre"

Nach dem unschönen Ende des Berliner Seminars wollten die schlechten Nachrichten zunächst gar nicht abreißen. Die Rückkehr zum Loubatas offenbarte einen weiteren Einbruch, bei dem uns eine kleine Kreis- und eine Kettensäge entwendet worden waren. Gruppentechnisch wurden wir auch nicht verschont. Wir hatten über eine Woche lang eine colonie de vacances mit Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen bei uns, die nur Lärm gemacht haben und von Umwelt ungefähr soviel wissen wollten wie die CDU vom Mindestlohn. 
Kurz: Sophie (Hilfsköchin), Fatima, Gaëlle und ich waren uns einig, dass wir bisher noch keine schlimmere Gruppe hatten. Aber auch die Woche war irgendwann rum und dann ging es wieder auf die bright side of life. Mit neuer Motivation habe ich mich an der Kampagne von Europe Ecologie - Les Verts, quasi den Grünen von Frankreich, für die anstehenden Kantonalwahlen beteiligt. Dazu hole ich am besten kurz aus, um das französische Wahlsystem zu erklären.
In Deutschland gibt es Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Im zentralistischen Frankreich wird fast alles Politische von Paris aus geregelt. Jedoch gibt es Regionalwahlen für die Regionalräte, Kantonalwahlen für die Generalräte der Departementsverwaltung und Kommunalwahlen für die Gemeinderäte. Zur Einordnung: der Loubatas gehört zur Kommune Peyrolles-en-Provence, diese liegt im Departement “Bouches-du-Rhône”, das mit einigen anderen Departements zusammen die Region “Provence-Alpes-Côte d'Azur” (PACA) bildet. Der Wahlvorgang findet immer in zwei Runden statt. Bekommt ein Kandidat in der ersten Runde nicht die absolute Mehrheit gibt es eine Woche später Stichwahlen zwischen den zwei besten Kandidaten. Pro Kanton kommt also eine Person in den Generalrat. Ein Kanton setzt sich meist aus mehreren Gemeinden zusammen, in meinem Fall sind es mit Peyrolles, Meyrargues, Jouques, Le Puy-Sainte-Réparade und Saint-Paul-lès-Durance fünf Orte. Huii, die Fülle von Informationen muss man erstmal sacken lassen. Alles verstanden? Dann kann es ja weitergehen.
Ich habe also ein bisschen Wahlkampf für Francois Hamy und seine Vertreterin Jaqueline Maurel von Europe Ecologie - Les Verts gemacht. Einige Male haben wir Infozettel auf den Märkten der verschiedenen Gemeinden verteilt. Während eines gemeinsamen Picknicks beim ökologischen Haus von Yannick Erard (Yannick scheint offenbar ein Name für Umweltaktivisten zu sein, ich kenne inzwischen eine ganze Menge davon), das er aus Stroh gebaut hat, habe ich mal wieder alle Anwesenden mit meinem Gitarrengeklampfe gequält. Und zwei Tage nach Beginn der Japantragödie war ich bei einer von wenigen in Frankreich eilends ins Leben gerufen Anti-Atomkraft-Demos beim bekannten nuklearen Forschungszentrum Cadarache dabei, dass sich übrigens gerade mal 15 Kilometer von mir weg befindet. 
Da man ja mit und ohne Atomkraft Grund zum Strahlen hat nehme ich doch lieber die Variante, bei der ich es mir nicht erst vom Geigerzähler sagen lassen muss. Die Ansicht teile ich übrigens nicht alleine, ich habe in den letzten Tagen einige Franzosen getroffen, die sich verängstigt in der Apotheke mit Jodtabletten eingedeckt haben und bei denen ich relativ sicher weiß, was sie gestern gewählt haben. Richtig, gestern war der Wahlkampf vorbei und die erste Tour der Kantonalwahlen stand an. Nachdem die Kampagne recht gut verlaufen war hatte mein Chef, der seit zehn Jahren bei den Grünen tätig ist, eine Rundmail stolz mit “ça y est, la mayonnaise commence a prendre” betitelt und die bisherigen Errungenschaften nochmal zusammengefasst. Hatte die Mayonnaise denn angefangen zu haften? Nicht so sehr wie wir gehofft hatten aber nach knapp vier Prozent vor sechs Jahren haben wir gestern mit den Grünen immerhin fast 13 Prozent erziehlt. Die Stimmabgabe ist in Frankreich auch eine Sache für sich. Der Wähler bekommt nicht etwa einen Bogen zum Ankreuzen in die Hand sondern einen Briefumschlag. Dann muss er sich mindestens zwei von den vor ihm liegenden Kandidatenzetteln nehmen (das Wahlgeheimnis muss natürlich bewahrt bleiben), von denen er in der Wahlkabine einen in den Umschlag steckt und die restlichen wegwirft. Bei der Auszählung wird dann übrigens nicht etwa das Wahllokal geschlossen. Die passiert mal eben locker lustig zwischen alljenen, die dabei zuschauen wollen (es standen wenigstens ein paar keufs für den Notfall bereit). Am 27. März wird es eine Stichwahl zwischen den Sozialisten (40%) und erschreckenderweise der Front National (26%), quasi der französischen NPD geben. Diese hat vor allem in Marseille gut abgeschnitten und in acht von elf Kantonen gewonnen. Besonders erstaunlich bei uns: deren 23-jährigen Kandidaten hat man während der kompletten Wahlkampfperiode nicht ein einziges Mal gesehen...
Bleibt zum Schluss noch eine Greenpeaceversammlung, zu der mich Yannick Erard eingeladen hatte. Da bin ich in Begleitung von Rouven hin, einem weiteren FÖJler, der mich letzte Woche beim Loubatas besucht und mir ordentlich bei meiner Arbeit geholfen hat. An dieser Stelle nochmal einen großen Dank an Rouven für die Hilfe und Respekt vor der kurzzeitigen Animateurrolle, die er ohne großes Vorwissen an einem Nachmittag mal schnell eingenommen hat. Nach der anfangs erwähnten Chaosgruppe war diese letzte Gruppe übrigens das komplette Gegenbeispiel. Bedeutet: ich war nach der Hälfte der Woche nur noch als “Papa Yannick” bekannt und frage mich immer noch, wie ich es geschafft habe, mich ohne Bodyguards überhaupt noch vom Fleck zu bewegen.

Can we do a Blogeintrag ohne Bilder - yes we beinahe can!

Der eine oder andere mag es zwischen den Zeilen gelesen haben. Wie im letzten Blogeintrag angedeutet wurde auch mir während des Seminars in Berlin mein Laptop gestohlen. Inzwischen sind einige Wochen vergangen und obwohl ich keine Bilder mehr aus der Zeit vor dem Seminar habe möchte ich es trotzdem nachholen euch zu erzählen, was zwischen Weihnachten und Berlin passiert ist.
Stehen geblieben waren wir bei eher schlechtem Wetter in der Provence. Das legte sich zum Glück bald und ab Februar war der Loubatas-Alltag mit den Gruppen schon wieder in vollem Gang (die angekündigten Projekte müssen sich leider noch ein wenig gedulden). Eine der Februargruppen war mir besonders sympathisch. Sonderlich ins Detail gehen werde ich nicht aber es war eine beschauliche Gruppe von 12 Kindern, mit denen ich einige Male ein kleines Abendprogramm (Gitarre / Jonglage) gemacht habe. Am letzten Abend stand dann noch "La Boum" - also die Abschiedsparty an, wo wir, alle schick angezogen, ein bisschen gefeiert haben (danke an die Lehrerin, die mir auf die Schnelle eine Krawatte leihen konnte).
Seit 2011 hat der Loubatas ein neues Angebot. Unser "service traiteur", quasi ein biologischer Essensdienst, erfreut sich bereits nach kurzer Zeit einer großen Nachfrage. Für mich heißt das: mehr Arbeit. Sacre boulot! Tatsächlich hat mich der erste Service - eine Bewirtung von 100 Leuten in Marseille - direkt mal glatte 14 1/2 Stunden an einem Tag beschäftigt. Für mich siebeneinhalb-Stunden-arbeitenden Südländer war das wie eine plötzlich überschlagene Stufe beim Treppensteigen – lässt sich mal machen, bin ich auf Dauer aber zu faul zu. Abgesehen davon blieb mir mehrere Wochen lang eine schöne Verbrennung am Unterarm, weil mir der Mistkerl Murphy beim letzten Kaffee des Tages natürlich noch in Gestalt einer heißen Fontaine entgegenspritzen musste. Dafür durfte ich aber während des Nachmittages soviel essen, wie ich wollte. Wer mich einmal besucht hat weiß, dass ich eigentlich nicht mehr dazu sagen brauche. Allein unsere tarte au citron - ein Traum!
Dann war mal Zeit ein bisschen Werbung für unseren guten Wolf zu machen. Mit Animateurin Gaëlle und Haushaltsfrau Fatima gings ab in die Camargue in das Örtchen Mas-Thibert. Der Name allein klingt schon komisch und dass es im besagten Dorf ein Inzuchtproblem gibt verbessert das Image auch nicht wirklich. Also lieber auf die Wochenendplanung konzentrieren! Erst eine pädagogische Mooreinrichtung besuchen und anschließend auf einer Ausstellung den Loubatas vorstellen. Den Abend werde ich übrigens so schnell nicht vergessen. Bei unserem buddhistischem Gastgeber gab es nach der Ausstellung nämlich noch ein gemeinsames Abendessen und allerlei interessanten Gesprächsstoff. Sich mit Franzosen über Verschwörungstheorien aka 2012 zu unterhalten kann ich danach nur empfehlen!
Als nächstes drangen Unruhen nach Europa, wonach die Tunesier es nicht mehr allzu gut mit ihrem werten Ben Ali meinten. Nachdem dann auch der Westen irgendwann die Problematik verstanden hatte war die Revolution schon fast vorbei und die Speckmade nach Saudi-Arabien geflohen. Soweit so gut, aber als wissbegieriger Europäer wollte ich trotzdem wissen, wie es denn nun weitergeht. Passend dazu wurde kurz darauf in Aix-en-Provence eine Tunesienkonferenz abgehalten, der eine Publikumsdebatte folgen sollte. Man betone das Wort "sollte", denn die Veranstaltung erwies sich als totaler Flop. Die ersten Minuten, in denen die Experten die derzeitige Lage und ihre Ansichten nochmal schilderten, waren ja noch interessant, aber dann ging die "Publikumsdebatte" los. Verbessert mich wenn ich mich irre aber meiner Ansicht nach wird bei Publikumsdebatten eine Frage oder Situation in den Raum gestellt und dann darüber diskutiert. Was passierte? 
Der erste in Frankreich lebende Tunesier erzählte ganz aufgebracht irgendeine Geschichte über sein Land. Der zweite Tunesier schwafelte irgendein überemotionales Zeug. Der dritte Tunesier schrie eine Minute lang Lobeshymnen über seine Landsleute in den Saal. Der nächste Sprecher stellte zwei Fragen in den Raum und dann? Richtig, der vierte Tunesier ließ seinen Emotionen freien Lauf. Mit der Zeit wurden zwar vermehrt Fragen gestellt aber weder vom Publikum noch von den Experten beantwortet. Nach einer halben Stunde, da hatte übrigens die Hälfte der Gäste den Raum schon verlassen, gab es wenigstens mal eine Antwort von einem Experten. Da Aix eine Studentenstadt ist möchte ich noch kurz auf die Studenten eingehen. Deren Fragen haben mir nämlich als einzige gefallen, aber auch nur mir. Erstens bekamen sie so gut wie nie das Mikrofon und falls doch wurden sie wegen ihrer sachligen Fragen durch hochemotionale, von Kopftüchern-vermummten Frauen, ausgebuht. Nachdem ein Student wegen der etwas unglücklich formulierten Frage, was die jungen Tunesier, die das System Demokratie überhaupt nicht kennen, nun mit der Lage anfangen sollen, von einem der Experten regelrecht zur Sau gemacht wurde, hatte auch ich keine Lust mehr und hab mich vom Acker gemacht.
Bleibt schließlich, Gott sei Dank, noch ein schöner Ausflug ins Weiße. Mit dem "train de neige" hatte Tobi in Marseille ein super Angebot entdeckt, um einen Tag im Schnee zu verbringen. Mit ihm und Amelie (FÖJlerin in Marseille) ging es an Bord des Schneezuges und zum Skigebiet Dévoluy in die Alpen. An Skifahren dachte von uns allerdings keiner. Da ich in Deutschland in keiner Skiregion lebe weiß ich nicht, ob die Menschen dort dieselben Interessen teilen. In Frankreich ist jedenfalls das Schneeschuhwandern mit den bunten spike raquettes sehr beliebt. 
Das mussten wir natürlich auch ausprobieren und siehe da, nach einem schönen Marsch zum Gipfel einer der Berge hatten wir eine herrliche Aussicht über das komplette Gebiet. An dieser Stelle möchte ich übrigens Vanessa danken, die sich zu Zeiten widerspruchslos von mir als externe Festplatte verwenden lässt und so dem Eintrag doch noch ein Bild gerettet hat. Vanessa macht ein FÖJ in Ermont bei Paris, wo ich sie im April beim Leiten einer colonie de vacances unterstützen werde. Sie berichtet ebenfalls per Blog über ihr freiwilliges Jahr, den ich vor geraumer Zeit verlinkt aber leider noch nie erwähnt habe. Wenn ihr also alle Abenteuer, Ereignisse und Entwicklungen des Schmetterlings im Pariser Banlieu miterleben wollt dann fragt sie nach dem Passwort. Frisch, facettenreich und farbig - der Klick lohnt sich!
Das war im Groben die Zeit vor Berlin in Frankreich
Und alles über die Zeit danach folgt sogleich!

Dienstag, 1. März 2011

Tragödie mit Happy End – Berlin und der Verlan

So eine geile Rauf! Du beschissener Lebu! So würde es sich anhören, versuchte man den französischen Verlan ins Deutsche zu übertragen. Für uns kaum verständlich ist dieser Sprachstil der Wortumdrehung (verlan = l'envers - umgekehrt) bei unseren Nachbarn relativ geläufig. Da wird aus 'femme' (Frau) kurzerhand 'meuf' und aus dem 'flic' (Polizist) ein 'keuf'. In Deutschland gibt es diese Redensart nicht, auf Straßenschreie nach Frauen und Bullen hatte ich mich, der bekannten Vorurteile zufolge, für unser drittes FÖJ-Seminar aber eingestellt. Doch am Berliner Bergkreuz kam alles anders als erwartet:

Berlin ist nicht die naheliegendste Antwort wenn es um einen Seminarort für in Frankreich und Rheinland-Pfalz arbeitende FÖJler geht. Für mich bot sich dagegen die erste Gelegenheit die Hauptstadt zu besichtigen. Mit Tobi (FÖJler aus Marseille) war ich deshalb zwei Tage vor Seminarbeginn bereits am Hauptbahnhof angekommen – um mich in einer paranoiden Kapitalistenstadt wiederzufinden. „Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein“ lag mir auf den Lippen angesichts zahlreicher Industrieanlagen, die ihre qualmenden Schlote wie hungrige Vögel ihre dürren Hälse in den Himmel streckten. Eine Stadt, deren überdimensionale Straßen und große eckige Häuser oftmals an amerikanische Megastädte und deren Konsumrausch erinnern. Eine Stadt, in der ein Umweltprojekt wie die Öko-Wohngemeinschaft „Lichte Weiten“, in deren Haus ein Liter Wasser viermal benutzt wird, ehe er im Abfluss verschwindet, jahrelang auf einen Straßenanschluss warten muss. Eine Stadt, in der sich ein Schenkladen nicht nur namentlich als Systemfehler entpuppt und aus seiner Behausung verdrängt wird. Wie kann es in so einem Umfeld eigentlich Spaß machen die übrigen FÖJler wiederzutreffen, zumal einige unter ihnen das FÖJ bereits geschmissen haben oder dies in nächster Zeit tun werden? Die biologischen Produkte, die sie wieder von ihren Höfen mitgebracht hatten, boten zwar eine kleine Abwechslung zum Alltagsfraß der Großstadt. Doch der ökologische Hoffnungsschimmer erlosch im Schatten der Dönerläden, denen ich ebensowenig wiederstehen konnte wie der ortstypischen Currywurst. Auch ein Bioladen wie die besuchte Land-Produkte Gemeinschaft (LPG) wird in Berlin gegen eine Kette wie Burgerking langsam pleite gehen.  “Mir wird schlecht, ich mach die Jacke zu, denn es ist kalt“ und nicht wenige von uns hat es erwischt. Jeden Tag fielen mindestens zwei neue Kandidaten der zirkulierenden Grippewelle zum Opfer, die von einem FÖJler zum nächsten schwappte. Ich schätze mich glücklich, dass mir die eisigen Temperaturen nur die Lippen aufgerissen haben. Sich bei diesem Wetter auf eine Besichtigungstour zu begeben ist folglich eine Tortur. Was wurde uns geboten? Ein Reichstag, der seit November wegen Terrorängsten geschlossen ist und eine fette Ratte, die meinen Eindruck vom Alexanderplatz prägt. “Dein Panorama versaut” 

Ein Besuch beim Deutsch-Französischen Jugendwerk gab mir die Möglichkeit meine Arbeit beim Loubatas vorzustellen. Kurzzeitig huschte der grüne Gedanke in die Köpfe der Runde zurück aber was wollten wir FÖJler eigentlich in Berlin? Nächte in Nightclubs fraßen mich Stück für Stück auf und bei einem abendlichen Slammerkontest blinzelte nur noch eine müde Gestalt gegen das Neonlicht. „Jeder bleibt für sich”, warum wir FÖJler dann noch so wenig zusammen gemacht haben, weiß ich nicht. Und wie endet das Lied? Am letzten Tag wurde schwarz zu blau.
Mit ehrenamtlichem Engagement und Durchhaltevermögen stellten wir eine Sammelaktion gebrauchter Elektronikgeräte auf die Beine und mit einer beachtlichen Spende brachten wir nicht nur einer Gruppe Bedürftiger die Freude zurück in die leeren Augen. Wir hatten die Woche in Berlin endlich hinter uns gebracht, unser drittes FÖJ-Seminar immerhin zufriedenstellend beendet und konnten mit gutem Gewissen wieder nach Hause fahren.
Ist doch ein schönes Ende, oder?

                              Doch was ist, wenn ich dieses Ende nur erfunden habe?


Was ist, wenn die ganze Geschichte nicht das ist, was sie vorgibt zu sein?
Was ist, wenn ein kritischer Analyst den Stil dieses Textes als Verlan enttarnt?
Was ist, wenn wir in Wahrheit ein großartiges Seminar in einem ökologisch vielseitigen Berlin verbracht haben, bis uns zuletzt sämtliche Computer, Kameras, Handys und Portemonnaies gestohlen wurden? Die Geschichte wäre nicht länger eine Tragödie mit Happy End – leider oder doch zum Glück?

Freitag, 21. Januar 2011

Fleischfondue, Sommerreifen und ein kleines Dorf in den Calanques

Es ist Zeit vergangen, in der sich einiges zugetragen hat. Fangen wir am besten vorne an. Nach dem Wiedersehen mit den anderen FÖJlern in St. Jean d’Angély ging der Loubatasalltag direkt wieder los - mit einer sehr angenehmen Gruppe. Eine Woche lang hatten wir die „Compagnons Batisseurs“ bei uns zu Gast. Was für Kumpanen? Die Compagnons Batisseurs sind Freiwillige (wie ich), die teils aus Frankreich und teils aus anderen europäischen Ländern kommen. Anders als bei meiner Arbeit helfen sie armen Menschen bei der Sanierung ihrer Häuser. Normalerweise arbeiten die Compagnons in verschiedenen Zentren Frankreichs, während dieser Woche haben sie sich aber zu einem gemeinsamen Seminar beim Loubatas getroffen. Für mich also eine schöne Abwechslung von den sonst eher etwas jüngeren Gruppen und bei dem Mix aus Deutschen, Franzosen, Italienern, Spaniern, Griechen, Esten und Mazedoniern wird deutlich, dass es während der Woche definitiv nicht an abwechslungsreichen Gesprächspartnern gemangelt hat.
Eine Woche später gab es mit dem Geburtstag von Gwen (der Freund unserer Animateurin Carole) einen Anlass zum Feiern und da unsere Köchin Sylvie einen Cousin in den Calanques von Marseille hat stand die Wochenendplanung sehr schnell fest. Es ging also von Marseille über die Calanques bis zum Häuschen des besagten Cousins und nach einer Übernachtung am nächsten Tag wieder zurück. An dieser Stelle wäre es wahrscheinlich angebracht einmal zu erklären, was die Calanques eigentlich sind. Dabei handelt es sich um klippenartige Felsen, die sich südlich von Marseille direkt am Meer entlang erstrecken. Während man von Calanque zu Calanque wandert stößt man immer wieder auf kleine Fischerdörfer mit Minihäfen und eines der kleinen Siedlungen war unser Marschziel. Auf die letzten drei Stunden Wanderung im Regen hätte ich zwar verzichten können denn in den Calanques gibt es nicht gerade viele Unterstellmöglichkeiten - was soll’s, je ne suis pas en sucre!
Aus Zucker durften vor allem auch die Nerven während der Rückreise nach Deutschland nicht sein. Nachdem es im Dezember sogar richtig kalt in der Provence geworden war stand Weihnachten schon fast vor der Tür. Hier im Süden sind wir zwar bisher fast komplett vom Schnee verschont geblieben, aber zum besagten Zeitpunkt, als auch Deutschland komplett in weiß gehüllt war, glich Frankreich einem Crêpe, den man ab Lyon aufwärts mit zu viel Puderzucker bestreut hatte. Die Rückfahrt mit den FÖJlern Franz, Stefan und Alex wurde besonders dadurch spaßig, dass der Wagen von Franz mit Sommerreifen fuhr – putain ça glisse!
Immerhin am 19. Dezember gut zu Hause angekommen, zu Weihnachten mit Fleischfondue gestärkt, ein Silvesterabend mit Bleigießen und Dinner for One gucken verbringend und schließlich noch eine Woche länger als geplant in Deutschland bleibend war ich am 8. Januar auch schon wieder zurück beim großen Wolf. Mit 2011 kamen dann auch gleich die ersten Veränderungen beim Loubatas. Unsere Animateurin Carole verlässt nun nach sieben Jahren die Assoziation und wird vom neuem Teammitglied Olivier ersetzt. Die Freude über einen weiteren männlichen Mitstreiter in der ansonsten von feminin-dominierten Equipe hält aber nicht lange an, denn im Gegenzug haben wir uns mit unserem Responsable Technique (Jannick) verkracht. Für mich bedeutet das kurz, dass ich momentan die Ansprechperson für alle technischen Dinge bin – oh la vache!
Abgesehen davon ist es derzeit aber sehr ruhig und außer einer kleinen Fortbildung zum Thema Kompost gibt es nicht sehr viel zu berichten. Die nächste Gruppe kommt erst Anfang Februar und auch Gestions Libres, das sind Gruppen, die den Loubatas für ein Wochenende mieten um etwas zu feiern, gab es im Januar noch nicht. Hier wurde es letzte Woche bis zu 15 Grad warm, doch inzwischen hat es sich wieder herunter gekühlt. Von meinem behaglichen, kamingewärmten Apartment sehe ich vor dem Fenster sogar vereinzelt ein paar Schneeflocken fallen. Ich selbst beschäftige mich derzeit mit organisatorischen Dingen, v.a. dem Erstellen von Ablaufplänen, Bedienungsanleitungen und Infoblättern zu verschieden Geräten und Anlagen hier in der Ecogîte. Auf französisch ist das deutlich einfacher, da nennt man das alles schlicht „fiche technique“. Gleichzeitig bin ich dabei ein paar eigene kleine Projekte auf die Beine zu stellen, aber davon erzähle ich mehr beim nächsten mal. Biz!

Dienstag, 30. November 2010

Découvrir l'ouest

Kaum zu glauben aber das erste FÖJ Seminar in Neustadt an der Weinstraße ist schon mehr als drei Monate her. Da die Zeit wie im Fluge vergeht stand vor kurzem das zweite Treffen an, das diesmal in Frankreich stattfinden sollte. Inzwischen hat sich die Gruppe von uns auslandsorientierten Ökis leicht verändert, d.h. dass noch eine Deutsche und drei weitere Franzosen hinzugekommen sind. Gleichzeitig ist aber auch ein Franzose abgesprungen, tant pis.
Am 15. November ging die Reise los. Erst mit Amélie, Tobi und Julian von meiner Organisation nach Montpelier, anschließend mit der Teamerin Gesa und weiteren FÖJlern per Minibus über Carcassonne und Bordeaux nach St. Jean d’Angély, wo wir in einer großen alten Abtei einquartiert waren. Das Wiedersehen war absolut génial. Auch wenn die drei Monate sehr schnell vergangen sind haben wir FÖJler doch einiges an Fortschritt in der jeweils anderen Sprache gemacht und so war die Kommunikation untereinander kein Problem mehr. Und so stand das Seminarprogramm an. Was machen die anderen bei ihren Einsatzstellen? Gefällt es allen? Wie funktioniert es mit der Sprache? Welche Vorurteile wurden bekräftigt/widerlegt?

Abtei schön und gut, aber wenn man schon einmal im Westen ist will man natürlich auch die Gegend etwas erkunden. Ab nach Rochefort und in die Marais (Moore) d’Yves, wo wir auf einer ehemaligen Einsatzstelle aufgeräumt haben, die im Februar von einer Flut zerstört worden war. 
Unglaublich was das Mehr so alles anschwemmt. Wir haben mehrere kleine Boote und einen Traktorreifen aus den Büschen geholt.  Weiter ging es im Kanu durch die Marais von Amuré und schließlich in die Hafenstadt La Rochelle. Et en plus? Natürlich abendliche Besuche in einer Bar (in diesem Fall in Ellis Park) und jede Menge Klavier-, Gitarren-, Flöten- und Cajonmusik! Die Woche hat mir durchschnittlich gerade einmal drei Stunden Schlaf pro Nacht gegönnt, in der letzten Nacht war es tatsächlich nur etwas mehr als eine Stunde. Mais bon, c’était impec – es war absolut spitze! Schaut euch doch am besten den Film an, um euch einen noch besseren Eindruck zu verschaffen. Wie schon nach dem letzten Seminar kann nun das nächste gar nicht schnell genug kommen. Dann machen wir Ökis uns übrigens auf den Weg nach Deutschland um uns ein wenig in Berlin umzuschauen. In diesem Sinne, à bientôt!