Mittwoch, 4. Mai 2011

”Schuhe ausziehen, Herr Feuerwehrmann!”

Hallo liebe Leute! Der letzte Bericht ist wieder eine Weile her und wie zu Hause in Deutschland hat sich auch hier in Frankreich ein bisschen was verändert, vor allem was neue Zuläufe in der Loubatas-Equipe angeht. Da ist einmal Mélanie, die in wenigen Wochen die schwangere Adèle als Animateurin ablösen wird. Der zweite Zulauf heißt Mathieu, ist 31 Jahre alt und kommt aus der Bretagne beziehungsweise gerade nach zwei Jahren Studium aus Irland zurück. Er ist seit Ende März der nächste Loubatas stagiaire und damit mein neuer Mitbewohner im Appartement. Ein super netter Kerl mit dem es immer irgendetwas zu quatschen gibt. Dank ihm komme ich mehr und mehr auf den Geschmack von keltisch-bretonischer Musik, mitunter sehr empfehlenswert! Wir beide werden seit neuem von den Sejourkindern ständing für Surfer gehalten – muss wohl an den Haaren liegen…
Thema sejours: da gab es Ende März eine super Klasse mit motivierten Kindern (8 Jahre alt) und sympathischen Lehrerinnen. Der Aufenthalt wurde am 1. April passend mit einem poisson d’avril beendet und nach einer Stunde hatten schließlich alle Eltern ihre Kinder im Wald wieder aufgegabelt. Behalten wir danach im Kopf, dass Eltern bei Gelegenheit noch mehr nörgeln können als ihre Kinder.
Nach Adam Rieses Theorie der sukzessiven Loubatasklassenfrequentierung folgte nach dieser Woche natürlich prompt das genaue Gegenstück. Die Lehrerin kam schon mit trichterförmigen Augenbrauen und Merkelmund zur Tür herein und bekrittelte bei der Abreise zwei Tage später jedes kleinste Detail. Quelle conasse! Die letzte Gruppe war wieder relativ angenehm, nicht zuletzt, weil unsere Saison der soirées pizzas wieder begonnen hat. 
Pro Gruppe schmeiße ich nun einmal unseren schönen Holzofen an und dann gibt es Pizza en masse! Das Foto stammt noch aus den Wochen vor der Zeitumstellung, inzwischen futtern wir bei Tageslicht.
Was’n sonst noch passiert? An alle Politikinteressierten: Die zweite Runde der Kantonalwahlen, also die Stichwahl zwischen der Partie Socialiste und der rechtsradikalen Front National ist durch. Die FN hat es in einigen wenigen Kantonen sogar geschafft..
quoi the fuck?
Im März hat die commission de securite bei uns vorbeigeschaut.
16 Leute und zwei Tische bringen mein Appartment wirklich zum überlaufen. Tant pis, der letzte guard forestier musste leider stehen – upsi. Geleitet wurde das Ganze von einem Feuerwehrhauptmann, der knapp einen Kopf größer und mindestens doppelt so breit war wie ich, vom tiefen Marseiller Akzent ganz zu schweigen. Und was macht unsere Sejourkoordinatorin Delphine? Bevor die Komission die Treppen zu den Zimmern hochsteigt stellt sie sich vor den Hauptmann mit der Aufforderung die Schuhe auszuziehen (Regel beim Loubatas). Nach einem Blick als ob er Delphine verspeisen wolle ließ sich der im Grunde doch sehr nette Feuerwehrmann erweichen und führte die Inspektion ohne seine Quadratlatschen weiter.
Mit der Vélorution bot sich am 31. M
ärz wieder eine Aktion für das green movement, die sich Yannick Erard, mein Chef und ich nicht entgehen lassen wollten. Mit Discomusik auf dem Fahrrad durch Aix-en-Provence zu fahren um Leute für Stahlrösser zu begeistern ist einfach: geil! Und man schafft es in die Zeitung!

Zum green movement trug auch der Ökotag von Tobi in Marseille bei. Als sein persöhnliches FÖJ-Projekt organisierte er einen Vormittag mit Spiel und Info zum Umweltschutz bei der Einsatzstelle von Amelie, dem am Nachmittag eine Strandreinigungsaktion mit der Surfrider Foundation folgte. Fazit: Ein super Tag mit 30 internationalen Freiwilligen, an dem es so einiges zu lernen gab. Hättet ihr gewusst, dass es auf der Welt Strände gibt, die zu mehr als 30 Prozent aus Plastik bestehen? Großes Lob an Tobi für die Organisation!
Bleibt noch ein Tanzabend im Nachbarort Meyrargues, bei dem es Mathieu und ich nicht länger als 45 Minuten ausgehalten haben.
Dafür haben wir uns vor kurzem auf unserer Terrasse breitgemacht und in finsterer Nacht das Blair Witch Project an die Appartmentwand projeziert. Das macht doch gleich viel mehr Spaß! Schön, dass der Loubatas mitten im Wald liegt…
Bleibt zu aller Letzt noch das kleine Mädchen zu erwähnen, das mich beim Blogartikelschreiben im TGV mehr oder weniger subtil beobachtet hat. Noch subtiler habe ich das Foto geschossen. Wieso TGV? Weil ich den Gro
ßteil des Textes im TGV nach Paris und auf dem Weg zu Vanessa geschrieben habe. Was dort passiert ist kommt im nächsten Artikel.