Sonntag, 19. September 2010

Anreise – ein Kapitel für sich

Zunächst sei gesagt, dass meine Einsatzstelle etwas anders ist, als die übrigen. Während die meisten FÖJler direkt nach dem Seminar in Neustadt zu ihren Stellen aufgebrochen sind ging es für mich erst noch einmal nach Hause. Die Franzosen machen eben gerne Urlaub und beim Loubatas (meiner Einsatzstelle) war erst wieder am 30. August rentrée angesagt. Zum 30. August wurde ich auch erwartet aber da ich keine Handynummer hatte musste ich meine Einsatzstelle allein mithilfe von Google Maps, also praktisch auf gut Glück finden.

Um vier Uhr morgens ging es erstmal mit dem Auto nach Münster. Zwei Koffer, einen Rucksack und eine Gitarre zu transportieren ist nicht die leichteste Aufgabe wie mir dann auch auffiel, als ich in den Zug nach Dortmund steigen wollte und in der Tür stecken blieb. Mit meinem Gitarrengeklampfe habe ich den anderen Zugfahrern so früh morgens dann wohl keinen Gefallen getan doch zum Glück dauerte die Fahrt nicht lang. In Dortmund wartete die Mitfahrgelegenheit auf mich, ein recht sonderbarer Kerl. Vollblütiger Franzose war er wohl nicht denn dafür sah er zu arabisch aus. Neben französisch und arabisch sprach er dann noch eine dritte Sprache, die wie eine Mischung aus beiden klang. Schlafen war leider unmöglich, da der gute Herr mindestens während der Hälfte der siebenstündigen Fahrt das Handy am Ohr kleben hatte und so laut sprach, dass selbst ein vorbeiziehender Porschefahrer es noch verstanden hätte. 
TGVs am Gare de Lyon, Paris
In Paris bin ich dann schon wieder und gleich zweimal hängen geblieben. Diesmal waren es die Schranken der Metro, die selbst ohne Taschen schon schwer genug zu passieren sind. Am Gare de Lyon gab es zum Glück etwas Aufheiterung durch den SNCF Jingle vor den Ansagen, den ich super klasse finde. Wer ihn nicht kennt findet ihn hier: SNCF Jingle

Schnell die Karte für den TGV gekauft und auf ging es nach Aix-en-Provence. Ich war schon fast überwältigt von der Pünktlichkeit der französischen Züge aber - putain!!! Rund 30 km vor Aix war Schluss und ich musste 40 Minuten wegen „Sicherheitsarbeiten“ warten. Na klasse, damit wurde es unmöglich den letzten Bus zu meiner Endstation in Peyrolles-en-Provence zu kriegen. Mit einem anderen Bus bin ich dann also vom TGV-Bahnhof ins Zentrum von Aix gefahren und dort fand mich nach einiger Zeit mein Chef Maurice. Alles in allem habe ich das Loubatas dann also doch noch erreicht, um acht Uhr abends, 16 Stunden nach meiner Abreise. Bon Voyage!

Multikulturelle Einstimmung

Das erste FÖJ-Seminar in Neustadt an der Weinstraße (2.-7. August)

In Neustadt an der Weinstraße sollte es für mich also beginnen. Mit der guten alten „sänk ju for träwelling wis“ Deutschen Bahn dauerte die Fahrt planmäßig gerade einmal fünf, tatsächlich also sechs Stunden, bis ich in dem schönen Pfälzer Örtchen nahe Mannheim angekommen war. Dort warteten dann auch schon die anderen „Ökis“, mit denen die nächsten Tage ein Heidenspaß werden sollte. Organisatorische Aspekte, die es noch zu klären gab sowie Gespräche über Sorgen und Unklarheiten spielten während des Seminars eher eine Nebenrolle. Dafür hatte das sechsköpfige französisch-deutsche Organisationsteam jede Menge Kennenlernspiele und Freizeitaktivitäten auf Lager, um jedem Teilnehmer auch den letzten Rest Schüchternheit zu nehmen.

Blick auf die Pfalz vom Fuß des Hambacher Schloss
Was waren nochmal die gängigen Vorurteile gegen die Franzosen? Dass unsere Nachbarn Baguette mit Frosch und Schnecken essen stimmt wohl so direkt nicht aber bei der Vorurteilskarikatur wurde einmal so richtig auf den Putz gehauen. Eine gute Einstimmung auf das Jahr in Frankreich war neben dem Seminarprogramm auch dadurch gegeben, dass zu unserer Gruppe von 26 Deutschen noch 14 Franzosen dazu kamen, die sich ihrerseits in Rheinland-Pfalz engagieren werden. Zwar wurden die Workshops und alle übrigen Aktivitäten vom Organisationsteam immer übersetzt doch die Kommunikation innerhalb der Gruppe lief auch ohne Taschenwörterbuch relativ problemlos. Ob auf deutsch, französisch oder zu Zeiten auch englisch, irgendwie verstand man doch immer, was der andere von einem wollte.

Eine Woche nur Jugendherberge wird natürlich anstrengend, also ab nach draußen! Mal besuchten wir ein Pfälzer Bioweingut, mal ging es in den Elsass um auf einer Bioapfelplantage zu helfen und auf dem nahegelegenen Biomarkt einen super leckeren Flammenkuchen zu verdrücken. Auch eine Wanderung zum Hambacher Schloss passte noch ins Programm, wo ich mir zum ersten mal wünschte in Geschichte doch etwas besser aufgepasst zu haben. Unser Organisationspapa Jochen wusste die Ausflüge auf seine Weise zu bereichern und dank ihm werden wir wohl Wiesengewächse wie Beifuß, Kamille, Spitzwegerich, die Wilde Möhre und viele weitere nicht so schnell vergessen.

Die Abende der Seminartage entwickelten sich mitunter zu richtigen Highlights. Am ersten Tag zeigte sich bereits, dass wir eine sehr musikalische Truppe waren/sind und mit Klavier, Gitarre, Akkordeon und Flöte haben wir irgendwas improvisiert, zu dem sich einigermaßen singen ließ. Falls wir uns mal an die Nachtruhe (22 Uhr) gehalten haben dann nur, weil wir noch auf ein Bier, Cocktail oder Wein in die „Brauchbar“ unterwegs waren. In Neustadt gibt es übrigens einen ausgezeichneten Rosé, aber genug mit der Schleichwerbung.

Fazit: Ein super lustiges und Sicherheit gebendes Seminar, das den Wunsch nach dem nächsten umso stärker werden lässt. Das gibt es dann im November, wo wir den Westen Frankreichs erkunden werden. Um einen kleinen Eindruck des Seminars zu bekommen gibt es hier übrigens einen kleinen Zusammenschnitt auf deutsch und französisch

Bienvenue sur mon blog!

Hallo und herzlich willkommen auf meinem Blog! Da ich nun ein FÖJ in Frankreich mache versuche ich auf diese Weise etwas von mir hören zu lassen. Eigentlich hat das Jahr für mich schon Anfang August angefangen, doch ich hänge mal wieder etwas hinterher. Jetzt geht die Berichterstattung aber endlich los und ich lade euch ein mit mir ein chouïa de Provence (ein kleines Stück Provence) zu erleben. Ich hoffe, dass ich mit dem Schreiben dranbleiben werde, wenn nicht dann macht euch bemerkbar ;-). Und los geht’s...