Montag, 21. März 2011

Can we do a Blogeintrag ohne Bilder - yes we beinahe can!

Der eine oder andere mag es zwischen den Zeilen gelesen haben. Wie im letzten Blogeintrag angedeutet wurde auch mir während des Seminars in Berlin mein Laptop gestohlen. Inzwischen sind einige Wochen vergangen und obwohl ich keine Bilder mehr aus der Zeit vor dem Seminar habe möchte ich es trotzdem nachholen euch zu erzählen, was zwischen Weihnachten und Berlin passiert ist.
Stehen geblieben waren wir bei eher schlechtem Wetter in der Provence. Das legte sich zum Glück bald und ab Februar war der Loubatas-Alltag mit den Gruppen schon wieder in vollem Gang (die angekündigten Projekte müssen sich leider noch ein wenig gedulden). Eine der Februargruppen war mir besonders sympathisch. Sonderlich ins Detail gehen werde ich nicht aber es war eine beschauliche Gruppe von 12 Kindern, mit denen ich einige Male ein kleines Abendprogramm (Gitarre / Jonglage) gemacht habe. Am letzten Abend stand dann noch "La Boum" - also die Abschiedsparty an, wo wir, alle schick angezogen, ein bisschen gefeiert haben (danke an die Lehrerin, die mir auf die Schnelle eine Krawatte leihen konnte).
Seit 2011 hat der Loubatas ein neues Angebot. Unser "service traiteur", quasi ein biologischer Essensdienst, erfreut sich bereits nach kurzer Zeit einer großen Nachfrage. Für mich heißt das: mehr Arbeit. Sacre boulot! Tatsächlich hat mich der erste Service - eine Bewirtung von 100 Leuten in Marseille - direkt mal glatte 14 1/2 Stunden an einem Tag beschäftigt. Für mich siebeneinhalb-Stunden-arbeitenden Südländer war das wie eine plötzlich überschlagene Stufe beim Treppensteigen – lässt sich mal machen, bin ich auf Dauer aber zu faul zu. Abgesehen davon blieb mir mehrere Wochen lang eine schöne Verbrennung am Unterarm, weil mir der Mistkerl Murphy beim letzten Kaffee des Tages natürlich noch in Gestalt einer heißen Fontaine entgegenspritzen musste. Dafür durfte ich aber während des Nachmittages soviel essen, wie ich wollte. Wer mich einmal besucht hat weiß, dass ich eigentlich nicht mehr dazu sagen brauche. Allein unsere tarte au citron - ein Traum!
Dann war mal Zeit ein bisschen Werbung für unseren guten Wolf zu machen. Mit Animateurin Gaëlle und Haushaltsfrau Fatima gings ab in die Camargue in das Örtchen Mas-Thibert. Der Name allein klingt schon komisch und dass es im besagten Dorf ein Inzuchtproblem gibt verbessert das Image auch nicht wirklich. Also lieber auf die Wochenendplanung konzentrieren! Erst eine pädagogische Mooreinrichtung besuchen und anschließend auf einer Ausstellung den Loubatas vorstellen. Den Abend werde ich übrigens so schnell nicht vergessen. Bei unserem buddhistischem Gastgeber gab es nach der Ausstellung nämlich noch ein gemeinsames Abendessen und allerlei interessanten Gesprächsstoff. Sich mit Franzosen über Verschwörungstheorien aka 2012 zu unterhalten kann ich danach nur empfehlen!
Als nächstes drangen Unruhen nach Europa, wonach die Tunesier es nicht mehr allzu gut mit ihrem werten Ben Ali meinten. Nachdem dann auch der Westen irgendwann die Problematik verstanden hatte war die Revolution schon fast vorbei und die Speckmade nach Saudi-Arabien geflohen. Soweit so gut, aber als wissbegieriger Europäer wollte ich trotzdem wissen, wie es denn nun weitergeht. Passend dazu wurde kurz darauf in Aix-en-Provence eine Tunesienkonferenz abgehalten, der eine Publikumsdebatte folgen sollte. Man betone das Wort "sollte", denn die Veranstaltung erwies sich als totaler Flop. Die ersten Minuten, in denen die Experten die derzeitige Lage und ihre Ansichten nochmal schilderten, waren ja noch interessant, aber dann ging die "Publikumsdebatte" los. Verbessert mich wenn ich mich irre aber meiner Ansicht nach wird bei Publikumsdebatten eine Frage oder Situation in den Raum gestellt und dann darüber diskutiert. Was passierte? 
Der erste in Frankreich lebende Tunesier erzählte ganz aufgebracht irgendeine Geschichte über sein Land. Der zweite Tunesier schwafelte irgendein überemotionales Zeug. Der dritte Tunesier schrie eine Minute lang Lobeshymnen über seine Landsleute in den Saal. Der nächste Sprecher stellte zwei Fragen in den Raum und dann? Richtig, der vierte Tunesier ließ seinen Emotionen freien Lauf. Mit der Zeit wurden zwar vermehrt Fragen gestellt aber weder vom Publikum noch von den Experten beantwortet. Nach einer halben Stunde, da hatte übrigens die Hälfte der Gäste den Raum schon verlassen, gab es wenigstens mal eine Antwort von einem Experten. Da Aix eine Studentenstadt ist möchte ich noch kurz auf die Studenten eingehen. Deren Fragen haben mir nämlich als einzige gefallen, aber auch nur mir. Erstens bekamen sie so gut wie nie das Mikrofon und falls doch wurden sie wegen ihrer sachligen Fragen durch hochemotionale, von Kopftüchern-vermummten Frauen, ausgebuht. Nachdem ein Student wegen der etwas unglücklich formulierten Frage, was die jungen Tunesier, die das System Demokratie überhaupt nicht kennen, nun mit der Lage anfangen sollen, von einem der Experten regelrecht zur Sau gemacht wurde, hatte auch ich keine Lust mehr und hab mich vom Acker gemacht.
Bleibt schließlich, Gott sei Dank, noch ein schöner Ausflug ins Weiße. Mit dem "train de neige" hatte Tobi in Marseille ein super Angebot entdeckt, um einen Tag im Schnee zu verbringen. Mit ihm und Amelie (FÖJlerin in Marseille) ging es an Bord des Schneezuges und zum Skigebiet Dévoluy in die Alpen. An Skifahren dachte von uns allerdings keiner. Da ich in Deutschland in keiner Skiregion lebe weiß ich nicht, ob die Menschen dort dieselben Interessen teilen. In Frankreich ist jedenfalls das Schneeschuhwandern mit den bunten spike raquettes sehr beliebt. 
Das mussten wir natürlich auch ausprobieren und siehe da, nach einem schönen Marsch zum Gipfel einer der Berge hatten wir eine herrliche Aussicht über das komplette Gebiet. An dieser Stelle möchte ich übrigens Vanessa danken, die sich zu Zeiten widerspruchslos von mir als externe Festplatte verwenden lässt und so dem Eintrag doch noch ein Bild gerettet hat. Vanessa macht ein FÖJ in Ermont bei Paris, wo ich sie im April beim Leiten einer colonie de vacances unterstützen werde. Sie berichtet ebenfalls per Blog über ihr freiwilliges Jahr, den ich vor geraumer Zeit verlinkt aber leider noch nie erwähnt habe. Wenn ihr also alle Abenteuer, Ereignisse und Entwicklungen des Schmetterlings im Pariser Banlieu miterleben wollt dann fragt sie nach dem Passwort. Frisch, facettenreich und farbig - der Klick lohnt sich!
Das war im Groben die Zeit vor Berlin in Frankreich
Und alles über die Zeit danach folgt sogleich!

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