Freitag, 21. Januar 2011

Fleischfondue, Sommerreifen und ein kleines Dorf in den Calanques

Es ist Zeit vergangen, in der sich einiges zugetragen hat. Fangen wir am besten vorne an. Nach dem Wiedersehen mit den anderen FÖJlern in St. Jean d’Angély ging der Loubatasalltag direkt wieder los - mit einer sehr angenehmen Gruppe. Eine Woche lang hatten wir die „Compagnons Batisseurs“ bei uns zu Gast. Was für Kumpanen? Die Compagnons Batisseurs sind Freiwillige (wie ich), die teils aus Frankreich und teils aus anderen europäischen Ländern kommen. Anders als bei meiner Arbeit helfen sie armen Menschen bei der Sanierung ihrer Häuser. Normalerweise arbeiten die Compagnons in verschiedenen Zentren Frankreichs, während dieser Woche haben sie sich aber zu einem gemeinsamen Seminar beim Loubatas getroffen. Für mich also eine schöne Abwechslung von den sonst eher etwas jüngeren Gruppen und bei dem Mix aus Deutschen, Franzosen, Italienern, Spaniern, Griechen, Esten und Mazedoniern wird deutlich, dass es während der Woche definitiv nicht an abwechslungsreichen Gesprächspartnern gemangelt hat.
Eine Woche später gab es mit dem Geburtstag von Gwen (der Freund unserer Animateurin Carole) einen Anlass zum Feiern und da unsere Köchin Sylvie einen Cousin in den Calanques von Marseille hat stand die Wochenendplanung sehr schnell fest. Es ging also von Marseille über die Calanques bis zum Häuschen des besagten Cousins und nach einer Übernachtung am nächsten Tag wieder zurück. An dieser Stelle wäre es wahrscheinlich angebracht einmal zu erklären, was die Calanques eigentlich sind. Dabei handelt es sich um klippenartige Felsen, die sich südlich von Marseille direkt am Meer entlang erstrecken. Während man von Calanque zu Calanque wandert stößt man immer wieder auf kleine Fischerdörfer mit Minihäfen und eines der kleinen Siedlungen war unser Marschziel. Auf die letzten drei Stunden Wanderung im Regen hätte ich zwar verzichten können denn in den Calanques gibt es nicht gerade viele Unterstellmöglichkeiten - was soll’s, je ne suis pas en sucre!
Aus Zucker durften vor allem auch die Nerven während der Rückreise nach Deutschland nicht sein. Nachdem es im Dezember sogar richtig kalt in der Provence geworden war stand Weihnachten schon fast vor der Tür. Hier im Süden sind wir zwar bisher fast komplett vom Schnee verschont geblieben, aber zum besagten Zeitpunkt, als auch Deutschland komplett in weiß gehüllt war, glich Frankreich einem Crêpe, den man ab Lyon aufwärts mit zu viel Puderzucker bestreut hatte. Die Rückfahrt mit den FÖJlern Franz, Stefan und Alex wurde besonders dadurch spaßig, dass der Wagen von Franz mit Sommerreifen fuhr – putain ça glisse!
Immerhin am 19. Dezember gut zu Hause angekommen, zu Weihnachten mit Fleischfondue gestärkt, ein Silvesterabend mit Bleigießen und Dinner for One gucken verbringend und schließlich noch eine Woche länger als geplant in Deutschland bleibend war ich am 8. Januar auch schon wieder zurück beim großen Wolf. Mit 2011 kamen dann auch gleich die ersten Veränderungen beim Loubatas. Unsere Animateurin Carole verlässt nun nach sieben Jahren die Assoziation und wird vom neuem Teammitglied Olivier ersetzt. Die Freude über einen weiteren männlichen Mitstreiter in der ansonsten von feminin-dominierten Equipe hält aber nicht lange an, denn im Gegenzug haben wir uns mit unserem Responsable Technique (Jannick) verkracht. Für mich bedeutet das kurz, dass ich momentan die Ansprechperson für alle technischen Dinge bin – oh la vache!
Abgesehen davon ist es derzeit aber sehr ruhig und außer einer kleinen Fortbildung zum Thema Kompost gibt es nicht sehr viel zu berichten. Die nächste Gruppe kommt erst Anfang Februar und auch Gestions Libres, das sind Gruppen, die den Loubatas für ein Wochenende mieten um etwas zu feiern, gab es im Januar noch nicht. Hier wurde es letzte Woche bis zu 15 Grad warm, doch inzwischen hat es sich wieder herunter gekühlt. Von meinem behaglichen, kamingewärmten Apartment sehe ich vor dem Fenster sogar vereinzelt ein paar Schneeflocken fallen. Ich selbst beschäftige mich derzeit mit organisatorischen Dingen, v.a. dem Erstellen von Ablaufplänen, Bedienungsanleitungen und Infoblättern zu verschieden Geräten und Anlagen hier in der Ecogîte. Auf französisch ist das deutlich einfacher, da nennt man das alles schlicht „fiche technique“. Gleichzeitig bin ich dabei ein paar eigene kleine Projekte auf die Beine zu stellen, aber davon erzähle ich mehr beim nächsten mal. Biz!

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